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Bei der Trainerfortbildung gemeinsam mit dem DLV-Nachwuchslehrgang im Stabhochsprung am 11./12. März 2005 in Leverkusen hielt Vincenzo Canali (Turntrainer von Vitali Petrov und ehemaliger nationaler Gerätturn- und Trampolintrainer von Italien) ein Referat mit praktischen Demonstrationen über das Verhalten beim Absprung. Es ist unbedingt notwendig, dass im Augenblick des Absprungs die Verbindung Schulter - Hüfte nicht aufgelöst wird. D. h. ein aktives nach vorne Drücken der Brust unter Zurücknahme der Schultern (Anspannung der Rückenmuskulatur und Erschlaffung der Bauchmuskulatur ist die Folge) ist zu diesem Zeitpunkt unbedingt zu vermeiden, da dadurch der Kraftstoß des Absprungs nicht auf den Stab übertragen werden kann. Der Stab richtet sich erstens nicht genügend auf und zweitens ist das anschließende Aufrollen nicht so gut möglich. Im Augenblick des Absprungs ist also die Bauchmuskulatur anzuspannen, damit die Brust "geschlossen" bleibt und sich nicht nach vorne wölbt. (Man kann versuchen im Augenblick, in dem der Stab den Einstichkasten hinten berührt, stoßartig auszuatmen!)

Nach diesem Bruchteil einer Sekunde dauernden Vorgang (die Vorstelllung muss entstehen, dass der/die SpringerIn im Augenblick des Absprungs, von der Fußspitze bis zur oberen Hand wie ein Pfeil die Absprungenergie möglichst vollkommen auf den Stab übertragen kann) kann dann erst die C-Position usw. eingenommen werden.

Stabilisationsübungen, Turnen am Reck (Handstand, Riesen), Handstand am Boden, Barren und an den Ringen sind immer so zu üben, dass die Brust nicht nach vorne gedrückt wird. Durch solche verschiedenen Übungen kann das Körpergefühl trainiert werden, so dass das Absprungverhalten verbessert wird.

Alle hier von Petrov inspirierten und auch vorgeschlagenen Übungen müssen also so durchgeführt werden, dass im ersten Augenblick die Brust nicht vorgewölbt wird, sondern kurz oben ausgeführte Haltung eingenommen wird. Führt man so z. B. die Aufrollübung am Reck durch, wird man feststellen, dass es viel schwieriger ist, als schon mit vorgewölbter Brust anzufangen.

Wer kann damit schon auf Erfahrungen zurück greifen? Es wäre gut, wenn darüber eine Diskussion stattfinden könnte.

Riesenfelgumschwung nach Vincenzo Canali
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Bei einem Sprung von Swetlana Feofanova in Paris über 4,75 kann man sehr schön dieses Eindringen in den Stab sehen, aus dem dann ein sehr schnelles Aufrollen bis in die I-Position erfolgt. Man erkennt aber auch, dass Swetlana im Augenblick des Absprungs die oben geforderte Haltung einnimmt und erst danach in die C-Position übergeht.

Der Bundestrainer Herbert Czingon weist darauf hin:

"Beim Stabhochspringen muss das Eindringen in den Stab natürlich die
Folge eines guten Einstichs und Absprungs sein. Diese Vorübungen können
dazu dienen, ein besseres Gefühl für den Bewegungsablauf zu bekommen,
aber eine gute C-Position wird in erster Linie bedingt durch die
technisch richtige Verknüpfung von Stabhärte, Griffhöhe und
Anlaufgeschwindigkeit bevor der Springer den Boden verlässt."